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Sappho

Sappho

13. September 2015, 17 Uhr, Römerhalle Bad Kreuznach

Monodram in 7 Bildern nach Musik von Granville Bantock (1905); Texte nach Fragmenten der altgriechischen Dichterin Sappho, ins Englische übertragen von Helene Bantock, in Szene gesetzt von Christa Leiffheidt, mit Elizabeth Neiman, Alt | Valerie Cribbs, Harfe | Sina Hermann, Querflöten | Wolfgang Kaeppler, Licht. Deutsche Erstaufführung, neu inszeniert für die Römerhalle.

 

"Die Zehnte Muse" - so nannten sie ihre Zeitgenossen und Nachfolger. Jahrhunderte nach ihrem Tod ziert ihr Portrait Geldstücke, Keramik und die Wände von Privathäusern. Ihre Werke überlebten nur als Bruchstücke; Zitate von viel später lebenden Autoren wie Plutarch und Catullus zeugen von ihrem Ruhm und literarischem Einfluss.


 

Die Entdeckung von bedeutsamen Fragmenten auf Bandagen einer Mumie sorgte im 19. Jahrhundert für große Aufregung. Im damaligen „Antikenfieber“ - man denke an die Suche nach Troja, die Entdeckung Pergamons und Pompejis - war die Kulturwelt Europas von Sapphos Dichtkunst fasziniert. Die Vertonung der „Sapphische Ode“ - bis dahin ihr einzig komplettes, bekanntes Gedicht – wurde große Mode unter Komponisten, allen voran Brahms und Liszt.

 

Als Priesterin der Liebesgöttin Aphrodite ist Sappho bis heute für ihre feinsinnige Lyrik, in der packende Dramatik verborgen ist, berühmt. Die Fragmente, die die Jahrhunderte überlebten, wurden von Helene Bantock in singbare englische Lyrik übertragen, die eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft erzählt. Die spätromantische Musik unterstreicht die Sinnlichkeit der Gedichte: schwebende Legatolinien tragen Sapphos Liebeshymnus, zarte Figuren und anmutige Triller geben Eindrücke eines duftenden Sommerabends wieder, taumelnde Polyrhythmen verdeutlichen die Stürme von Sapphos Sehnsucht...

 

Im Auftrag des "Sappho Garden of the Arts" in Skala Erressos, Lesbos (Sapphos Geburtsort), gründete die amerikanische Altistin Elizabeth Neiman eigens für dieses Werk das "Sappho Trio". Die Musikerinnen arrangierten die Lieder für Harfe und Flöte. Beide Instrumente sind eng mit der Antike verbunden. Die Harfe steht im alten Griechenland gar als Symbol für Sappho selbst. Die Lieder – ursprünglich für Klavier geschrieben und von Bantock selbst orchestriert – sind trotz ihrer Qualität in Vergessenheit geraten.

Christa Leiffheidt inszenierte sie als Monodram, eine "Eine-Frau-Oper“ in der Tradition von Händels Kantate „Rape of Lucretia“, Schönbergs „Erwartung“ oder Poulencs „La voix humaine“.

 

Die sieben Lieder zeigen Sapphos Wege der Liebe: ihren Aufruf an die Liebesgöttin Aphrodite, ihre beflügelten Hoffnungen, die Abgründe ihrer Verzweiflung, als sie wahrnimmt, daß ihr die Zeit entrinnt und sie auf ewig alleine bleiben muss. Sie besiegt ihre mörderische Lust gegen den Rivalen, um dann im Schlusslied der jüngeren Angebeteten einen „Bridal Song“, ein Hochzeitslied, dichten zu können und ihr künftiges Eheglück zu wünschen.

 

Erweitert, ergänzt oder hinterfragt werden die Aussagen der Lieder durch Texte von Ingeborg Bachmann, Jean Paul, Sybille Berg, Georg Ebers, Karoline von Günderode und Virginia Wolf.

 

Mit "Sappho" setzt die Altistin Elizabeth Neiman ihre Suche nach neuen Bühnenformen fort, die sie schon nach Salzburg, New York, Berlin und Jerusalem geführt hat. Ihr Anliegen, Musik und Aufführungsort zu verbinden, bringt Sappho in die antike Römerhalle in Bad Kreuznach.


 

Kurzfeature Sappho Bad Kreuznach SWR